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Frucht im Fokus: Mit starken Aromen und großen Namen von Sancerre bis Neuseeland feiert Sauvignon Blanc einen anhaltenden Siegeszug im Weinkosmos. Nicht nur als Partner zu Sushi und Meeresfrüchten, sondern auch für sich allein ist die Rebsorte eine Entdeckungsreise wert.

Rebsorte Sauvignon Blanc: Spannende Fakten

Sauvignon Blanc ist erfolgreich: Von 2000 bis heute verzeichnete die Rebsorte einen globalen Flächenzuwachs um über 70 Prozent und belegt mit rund 110.000 Hektar Anbaufläche hinter Chardonnay den zweiten Platz aller edlen Weißweinsorten.

Edel ist ein gutes Stichwort, denn die kurz “Sauvignon” oder alternativ “Fumé Blanc” genannte Sorte blickt insbesondere in Frankreich auf eine lange Tradition zurück. Seit jeher sticht ihr Wein durch einen knackig-aromatischen, unverwechselbaren und fast immer trockenen Charakter hervor, der ihn zum perfekten Sommerwein mit erfrischendem Charme macht.

Auf dem globalen Parkett der Rebsorten sticht die Varietät durch interessante Eigenschaften hervor:

  • Methoxypyrazine: Wie keine andere berühmte Rebsorte verfügt Sauvignon Blanc über diese Aromastoffe, die einen scharfen, durchdringenden Geruch und außergewöhnliche Noten hervorbringen. In zu hohen Konzentrationen führen diese Stoffe in vielen Nasen zu einem unerwünschten Ton: Katzenurin.
  • Konsistentes Aroma: Im Gegensatz zum anpassungsfähigen Chardonnay besitzt Sauvignon Blanc einen starken Eigengeschmack, der entlang verschiedener Anbauregionen keine fundamentalen Differenzen ausbildet und eine simple Identifikation in Blindverkostungen ermöglicht.
  • Wenige Kultweine: Obwohl die Rebsorte globale Verbreitung findet und keineswegs für billigen Massenwein steht, existieren an der qualitativen Spitze nur wenige berühmte Kultweine. Ein prominenter Vertreter: Der Pavillon Blanc vom Château Margaux.

Für wen ist Sauvignon Blanc interessant?

Aufgrund seiner einprägsamen Charakteristik ist Sauvignon Blanc ein herausragender Wein für Anfänger, die lernen möchten, verschiedene Rebsorten voneinander zu unterscheiden.

Jeder, der sich ernsthaft mit Wein beschäftigt, sollte mindestens bis zum Qualitätslevel eines guten Sancerres vordringen, um eine fundierte Meinung zum Sauvignon entwickeln zu können. Lieben muss man die Rebsorte nicht – aber kennen definitiv.

Aromen und Charakter

Reinsortig wird Sauvignon Blanc fast ausschließlich trocken ausgebaut. Sein hoher Pyrazin-Gehalt beschert dem Sauvignon Blanc eine herb-vegetale Charakteristik, die an frisch gemähtes Gras, grünen Spargel und grünen Pfeffer erinnert. Gepaart mit dominanten Zitrus-Aromen von Limette und Zitrone, entsteht in der wahrgenommenen Schnittmenge häufig Lemongrass. Johannis- und Stachelbeere sind ebenso typisch. Je wärmer das Klima, desto stärker rücken exotische Noten von Passionsfrucht in den Vordergrund.

Prägend sind oftmals ein hoher Alkohol- und Säuregehalt, die zusammen mit “steinigen” Aromen (insbesondere dem Feuerstein aus Pouilly Fumé) und bestechender Fruchtigkeit ein sehr intensives Geschmackserlebnis bewirken. Die seltenen Vertreter mit Holzkontakt, meist an der Spitze von Preis und Qualität vorzufinden, zeigen sich in einer dezenteren Aromatik und rücken eine komplexe Struktur an die Stelle der explosiven Frucht.

Aufgrund seines intensiven Charakters wird Sauvignon Blanc in Frankreich gerne mit dem fetten, aromatisch jedoch zurückhaltenden Sémillon verschnitten – trocken wie süß. Das Ergebnis ist Harmonie und zeichnet insbesondere die prominenten Süßweine rund ums Bordelais aus.

Ursprung und Eigenschaften: Die Sauvignon Blanc-Traube im Porträt

Geschichte und Herkunft

Sauvignon Blanc ist eine natürliche Kreuzung aus Chenin Blanc und Traminer, deren Abstammung im Loiretal zu verorten ist. Lange wurde die Heimat im Südwesten Frankreichs vermutet, doch DNA-Analysen und die über 150 Jahre frühere Erwähnung der Rebsorte entlang der Loire (erstmals im 16. Jahrhundert) lassen keine Zweifel an der wahren Herkunft.

Zusammen mit Cabernet Franc ist die Rebsorte ein Elternteil des Cabernet Sauvignon. Ihren Namensursprung “sauvage”, französisch für “wild”, könnte man heutzutage vor allem auf die Erfolgsstory der Varietät beziehen: Seit Neuseeland die Prominenz der Rebsorte in den 1980er-Jahren international voran getrieben hat, prägt sie die Weinkarten der weltbesten Restaurants ebenso wie der angesagtesten Weinbars in New York, Kopenhagen und Oslo.

Im Weinberg

Die Sauvignon Blanc Rebe ist früh- bis mittelspät austreibend und reifend, was sie einer moderaten Gefahr von Spätfrösten im Frühling aussetzt. Auch der Befall durch die Edelfäule Botrytis stellt aufgrund der kompakten Trauben mit kleinen Beeren ein Risiko dar, das im besten Fall zu einer großen Chance – nämlich der Herstellung edelsüßer Spezialitäten im Südwesten Frankreichs – umgewandelt wird.

Je früher die Ernte, desto höher der Pyrazin-Gehalt und desto stärker die grüne, herb-vegetale Komponente des Weins. Vor allem Neuseeland ist für diese frühe Lese bekannt und nutzt sie als Mittel, um den grasigen Charakter im Wein zu erhalten.

Damit eine vernünftige Qualität erzielt werden kann, ist Ertragsreduktion unverzichtbar: Von Natur aus ist Sauvignon Blanc eine regelrecht wuchernde, sich exponentiell ausbreitende Pflanze (daher ihr “wilder” Namensursprung). Winzer nutzen gezielt Wurzelstöcke mit geringer Wuchskraft und nährstoffarme Böden wie Kalkstein, um die Vermehrung einzuschränken.

Im Keller

Der reduktive, also ohne Sauerstoffkontakt erfolgende Ausbau des Sauvignon Blancs im Stahltank konserviert seine frische, fruchtig-grasige Aromatik und ist für das Gros aller Erzeuger das Mittel der Wahl. Ebenfalls hoher Beliebtheit erfreut sich die Zugabe kleiner Sémillon-Mengen, um dem Wein eine vollere, reichhaltigere und rundere Struktur zu verleihen.

Diesem Ziel dient auch der Ausbau im Holzfass, wie er gelegentlich von hochklassigen Produzenten vollzogen wird. Jüngste Forschungen haben Interessantes festgestellt: Durch eine Interaktion von Schwefel und Hefen während der Weinbereitung entwickelt Sauvignon Blanc eine hohe Konzentration flüchtiger Thiole (Schwefelverbindungen), die den Ursprung seiner besonderen Geschmacksnoten teilweise erklären.

Sauvignon Blanc: Wichtigste Anbaugebiete und ihre Weinstile

Weißwein aus Sauvignon Blanc entsteht in nahezu allen Weinbau betreibenden Regionen der Welt. Die größte Rebfläche und Bedeutung besitzt die Sorte in diesen Gebieten:

Frankreich: Loiretal

Vor allem die beiden Appellationen Sancerre und Pouilly Fumé verhelfen dem Sauvignon Blanc in seiner Heimat zu höchster Klasse. Weinen aus Sancerre sagt man generell eine herbe Fruchtigkeit mit Stachelbeere und Paprika nach, die in Pouilly Fumé am anderen Flussufer der Loire einen tendenziell kräftigeren, alkoholreicheren Charakter besitzt.

Prägend ist dort der hohe Anteil an Flintstein (Silex) im Boden, der den Geschmack um eine markante Feuersteinnote bereichert. Das Prestige der beiden Top-Appellationen verleiht insbesondere den Preisen von Top-Prozenten wie Didier Dagueneau und Baron de Ladoucette (Pouilly Fumé), aber auch Henri Bourgeois und Lucien Crochet (Sancerre) Aufschwung.

Weinliebhaber entdecken deshalb zunehmend die weniger prominenten, qualitativ aber mindestens gleichwertigen Satelliten-Regionen der Loire für sich. Allen voran Touraine, aber auch Menetou-Salon, Reuilly und Quincy sind im guten Jahrgang echte Geheimtipps mit glänzenden Preis-Genussverhältnissen. Manchmal schmecken sie sogar spannender als die unter Überpflanzung leidenden Weinberge von Sancerre und Pouilly Fumé.

Frankreich: Bordeaux und Südwesten

Eine herausragende Bedeutung zur Trocken- und Süßweinproduktion besitzt Sauvignon Blanc im Südwesten Frankreichs, allen voran Bordeaux. Während er im Entre-Deux-Mers in meist einfachen Bordeaux Blanc einfließt, wird die Rebsorte in den Unterregionen Graves und Pessac-Léognan zur Herstellung alterungsfähiger Weißweine im Eichenfass genutzt. Das Qualitätsniveau dort ist extrem hoch. In der Herstellung trockener Weine wird die Rebsorte in variierenden Anteilen mit Sémillon zu einer balancierten Cuvée verschnitten. Das Château Couhins-Lurton markiert eine der wenigen Ausnahmen, die zu 100 Prozent Sauvignon nutzen.

Die Bedeutung dieser “Rebsorten-Freundschaft” ist noch höher für die edlen Süßweine des Bordelais. Allen voran Sauternes, das prestigeträchtigste weiße Elixier der Region, baut zu durchschnittlich 20 Prozent auf der Frische, Säure und Frucht, die Sauvignon Blanc dem dominierenden, kraftvollen Sémillon beisteuert.

Neuseeland: Marlborough im Fokus

Kein Weinland der Welt wird stärker von einer einzigen Varietät beherrscht als Neuseeland vom Sauvignon Blanc. Über die Hälfte aller Reben entfallen auf jene Sorte, der die Südnation ihren nahezu gesamten Aufstieg in den Club der relevanten Weinländer zu verdanken hat. Gegenüber seinen französischen Pendants zeichnet sich neuseeländischer Sauvignon Blanc durch eine noch intensivere, exotisch geprägte Fruchtnote aus, die in Kombination mit den gewohnten grünen Aromen extrem verführerisch ist.

Das Erfolgsrezept findet internationalen Anklang und erstreckt sich über mehrere Klassen, die an der Basis zuverlässige Qualitäten für jeden Tag und an der Spitze Weltklasse-Weine von Produzenten wie Cloudy Bay, Ata Rangi oder Dog Point hervorbringen.

Sie alle befinden sich in Marlborough auf der Südinsel, dem mit Abstand wichtigsten Anbaugebiet des Landes und mittlerweile “Sauvignon-Hauptstadt” der Welt. Kleinere Gebiete wie Central Otago, Hawke’s Bay oder Martinborough sind nicht zu vernachlässigen.

Südafrika, Chile, Australien, USA

Wer gute Flaschen Sauvignon Blanc mit einer leicht zurückhaltenden Charakteristik im Vergleich zu Neuseeland sucht, wird in Südafrika fündig. Speziell in den Regionen Constantia und Stellenbosch besitzt die Rebsorte eine hohe Bedeutung. Interessant ist das Küstengebiet Overberg, das einen Mittelweg zwischen dem französischen und neuseeländischen Stil findet.

In Chile ist die Region Casablanca führend. Australien ist größtenteils zu warm für Sauvignon, erzeugt in den kühleren Regionen aber erstklassige Weine aus der Rebsorte.

Allen voran Western Australia mit seinen erfrischenden Sémillon-Sauvignon-Cuvées ist führend. In Kalifornien, insbesondere Sonoma und Napa Valley, werden nach Bordeaux-Vorbild reife Weine aus Sémillon-Verschnitten erzeugt, die in Eiche reifen und Spitzenniveau erreichen.

Deutschland und Österreich

In unserer Heimat findet Sauvignon Blanc zunehmend Produzenten, die sein qualitatives Potenzial nutzen. Vor allem in der experimentierfreudigen Pfalz, aber auch in den übrigen deutschen Regionen entstehen tolle Qualitäten.

Eine besonders wichtige Rolle spielt die Rebsorte in der österreichischen Steiermark: Einst im 19. Jahrhundert von Erzherzog Johann unter der Bezeichnung “Muskat-Sylvaner” eingeführt, steht sie heute für frische, gehaltvolle Weine und ist das Aushängeschild der Region.

Ratgeber: Sauvignon Blanc Weine entdecken

Sauvignon Blanc ist ein Kosmopolit – seien Sie es auch. Von Frankreich bis Neuseeland lässt sich die Rebsorte insbesondere für Einsteiger wunderbar erkunden.

Einmal um die Welt: Ihr Einstieg in Sauvignon Blanc

Bevor Sie in Experten-Talks bezüglich der Unterschiede zwischen Sancerre und Pouilly Fumé einsteigen, sollten Sie feststellen, ob Ihnen die Rebsorte im Allgemeinen zusagt. Starten Sie mit dem exotischen Fruchterlebnis aus Neuseeland, um ein Gespür für das intensive Wesen des Sauvignon Blanc zu bekommen. Vergleichen Sie anschließend den neuseeländischen mit dem französischen Typ, indem Sie eine der unbekannteren Loire-Regionen wie beispielsweise Menetou-Salon erkunden.

Großer, fassgereifter Sauvignon Blanc aus den beiden Prestige-Appellationen Sancerre und Pouilly Fumé markiert oft die Spitze der Qualitätspyramide und ist für Nasen interessant, die eine komplexere Seite der Rebsorte erkunden möchten. Vor allem die Bordeaux-Regionen Graves und Pessac-Léognan können Ihnen wahrlich augenöffnende Weinerlebnisse mit gereiftem Sauvignon Blanc bescheren, die Sie nie erwartet hätten. Aber Achtung – hier ist Sémillon mit im Spiel. Einsteiger sollten zunächst sortenreine Varianten fokussieren.

Berühmte Erzeuger – unsere Tipps

Ist man dem Charme der Weißweinsorte einmal erlegen, was vorzugsweise im Sommer passiert, lohnt sich die Neugier nach den weltbesten Produzenten. Eine Flasche Pavillon Blanc von Château Margaux für rund 300 Euro müssen Sie nicht zwangsweise kosten, aber das steirische Weingut Tement mit seiner Toplage Zieregg ist eine echte Empfehlung.

Auch die Klassiker Baron de Ladoucette (Pouilly Fumé) und Henri Bourgeois (Sancerre) gehören in den Erfahrungsschatz passionierter Sauvignon-Trinker. Echte Weltklasse ist der schwer erhältliche “Silex” von Didier Dagueneau, liegt jedoch fernab der 100-Euro-Grenze. In Deutschland hat uns speziell die Pfalz mit ihren Winzern Jülg und von Winning tolle Erlebnisse beschert. In der “neuen Heimat” der Rebsorte, Marlborough, sollten Sie einen Blick auf das Vorzeige-Weingut Cloudy Bay werfen.

Alter und Trinkreife

Über 90 Prozent des weltweit produzierten, klassischen Sauvignon Blancs aus dem Stahltank sollte jung, also unter fünf Jahren getrunken werden. Achten Sie während der kurzen Lagerung auf schonende Bedingungen, um eine negative Beeinträchtigung des empfindlichen Weins zu vermeiden. Sauvignon aus dem Holzfass, wie er typischerweise in Graves und Pessac-Léognan entsteht, übersteigt diese Lagerfähigkeit deutlich; bis zu 15 Jahre sind ein realistischer Rahmen. Für längere Lagerdauern nach Riesling-Vorbild ist die Rebsorte schlichtweg nicht geeignet – es sei denn, sie fließt in die legendären Sauternes- und anderen Süßweine des französischen Südwestens ein.

Sauvignon Blanc als Speisebegleiter

Frisch und würzig geprägte Gerichte sind ideale Partner. Allen voran asiatische Speisen harmonieren exzellent mit Sauvignon, wobei Sushi eine besonders beliebte und gelungene Paarung darstellt. Zu Fisch, Austern und Meeresfrüchten ist die Rebsorte DER Speisebegleiter schlechthin, macht aber auch zu magerem Fleisch und salzigem Käse eine tolle Figur. Sie sehen, Vieles ist möglich – aber vermeiden Sie bitte Sauvignon Blanc auf Ihrer nächsten Barbecue-Party oder zum weihnachtlichen Rehbraten.

Welche Rebsorten Sie noch interessieren könnten

Ihnen gefällt Sauvignon Blanc? Bleiben Sie doch in der Rebsorten-Familie und probieren Sie mit Chenin Blanc einen Elternteil der Varietät. Wie Sauvignon, zeichnet sich die Sorte durch exotische Aromen aus und passt ausgezeichnet zur südostasiatischen Küche.

Die Besonderheit des Chenin liegt in seiner enormen Wandlungsfähigkeit, die von trockenen Power-Weinen bis süßen Spezialitäten aus dem Loire-Tal reicht. Auch die italienische, vorwiegend auf Sardinien und in der Toskana kultivierte Vermentino-Traube, geprägt von einem grünen Geschmacksprofil, könnte Ihre Vorlieben treffen.

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