Dark Light

Ist es tatsächlich wahr, dass die Qualität eines Weines zunimmt, desto länger er lagert? Es ist schon seit vielen Jahren ein beliebter Mythos, dass uralter Wein immer besser wird. Man denkt dann an eine uralte eingestaubte Weinflasche, mit einer antiken Jahreszahl, wo sich im Inneren eine feine Substanz befindet. Einen Wein einzigartigen Geschmack haben soll. Meistens ist das Resultat dann aber einfach nur eine trübe Enttäuschung mit einer sauren Essig Note.

Es ist tatsächlich so, dass viele Rebsorten eine ausgiebige Lagerzeit brauchen, um ihre beste Trinkreife zu erreichen. Vor allem gilt das für körperreiche Rotweine mit starken Tanninen. Die Noten entwickeln sich dann nach mehreren Jahren im Eichenfass.

Auch in der Flasche reift ein komplexer Wein noch viele Jahre bis zum idealen Genuss. Leute sind heutzutage bereit, für einen Grand Cru-Bordeaux oder einen Amarone Gran Riserva aus den Achtzigern dreistellige Summen zu bezahlen. Aber der Ausdruck “beste Trinkreife” bedeutet auch, dass man sie überschreiten kann, was dann nicht mehr so günstig ist.

Denn dann ist der Wein überlagert, schmeckt alt, verliert an Frische und Raffinesse. Man kann Wein nicht unendlich lange lagern oder haltbar machen und irgendwann setzt auch die gefürchtete Essigsäuregärung ein. Wesentlich häufiger als die großen Charaktere mit hoher Lagerfähigkeit, sind heute die Weine, die schon mit der Abfüllung trinkreif sind. Das gilt nicht nur für die frischen, jungen Weißweine, sondern auch für viele Rotweine, denn diese wollen höchsten zwei oder drei Jahre alt werden, bis ihre beste Zeit gekommen ist.

Der Mythos vom uralten Wein kommt aber nicht einfach von irgendwoher: Ein hoher Zuckergehalt, starke Tannine und starke Säure können eine erstaunlich lange Haltbarkeit bringen.

Einige Rotweine aus dem Barrique und auch hochwertige Chardonnays und Rieslinge können ein erstaunlich hohes Alter erreichen. Und einige Süßweine und Likörweine wie der berühmte Sauternes sind durch ihren hohen Zuckergehalt fast ewig haltbar. Der Reifeprozess ist von Wein zu Wein verschieden. Darüber ist schon sehr viel geschrieben worden.

Weine von nicht so hoher Qualität, die in großen Mengen hergestellt wurden, sind für den sofortigen Genuss bestimmt. Sie werden in der Flasche kaum noch reifen, das ist auch nicht beabsichtigt. Natürlich gibt es auch gute Weißweine, die einige Jahre reifen können. Dies gilt besonders für deutsche Rieslinge, Trockenbeerenauslesen und Eisweine.

Sehr gute, hochwertige Rotweine, sollten schon einige Jahre alt sein, damit man sie als ausgereift betrachtet kann. Manche können durchaus Jahrzehnte oder länger reifen. Es kommt auch auf die Weinlagerung an. Dunkel gelagert, also ohne Sonne oder künstlichem Licht und unter 25° Grad können sich solche Weine 50 – 100 Jahre halten.

Danach ist es eine Frage des Glücks. Es ist möglich, dass ein Wein durchaus auch noch nach 1000 Jahren genießbar ist. Tatsache bleibt, dass ein minderwertiger Wein auch nach 1000 Jahren nicht besser wird. Einen billigen Wein kaufen, 10 Jahre lagern und dann ein super Trinkerlebnis haben, daraus wird wohl nichts. Wann ein guter Wein getrunken werden sollte, bestimmt die Erfahrung oder das Fachwissen des Kellermeisters.

Für einen guten Wein zum Essen, der eine gute Qualität hat, reicht es meist schon den Wein im Weinkühlschrank zu lagern und zum Essen in der perfekten Temperatur, trinkbereit zu servieren. Das ist wesentlich günstiger als ich einen Jahrzehntealten Tropfen aus dem Keller bringen zu lassen.

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